Vor 50 Jahren, am 19. März 1966, konnte er seinen Namenstag zum ersten Mal nach seinem Exil wieder in Schönstatt begehen. In der Hauskapelle des Schulungsheimes auf Berg Schönstatt fand der Festgottesdienst statt, bei dem Pater Kentenich selbst die Festpredigt hielt.
Er kennzeichnete die Sendung des heiligen Josef unter anderem mit den Worten der Heiligen Schrift: „Nimm das Kind und seine Mutter!“
Im Licht dieser Worte sieht Pater Kentenich auch die Sendung seiner Schönstatt-Bewegung.
Lesen Sie hier einige Auszüge seiner Predigt zum Josefsfest vor 50 Jahren:
Wie sieht seine Sendung aus?
Wir schlagen die Heilige Schrift auf. Dort finden wir eine klassische Formulierung, sie muss von Bedeutung sein, weil sie zweimal fast wörtlich wiederholt wird. Das bedeutet allerlei, nachdem so wenig vom heiligen Josef in der Heiligen Schrift steht.
„Josef, steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und fliehe nach Ägypten!“ (Mt 2,13b)
Bald nachher fast dieselben Worte:
„Josef, steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und ziehe mit ihm zurück in die alte Heimat!“ (Vgl. Mt 2,20a)
Was das besagt? Was hier besonders hervorgekehrt wird:
„Josef, steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter!“
Wenn wir hier stehen bleiben, dann finden wir zwei Eigenschaften oder zwei Auswirkungen des Sendungsbefehles, der Sendungsgnade:
Zunächst hat er offensichtlich damit die Aufgabe, die Sendung bekommen, dafür zu sorgen, dass das Kind und seine Mutter in unlöslicher Zweieinheit sein eigenes Herz beherrschen. „Nimm das Kind und seine Mutter!“ Worauf müssen wir den Akzent legen im Sinne der heutigen Zeit, im Sinne der Strömungen der heutigen Kirche, im Sinne der Strömungen auch, im Sinne aller Christen? „Nimm das Kind und seine Mutter!“ Zweieinheit!
Heute scheint man ja auch der Meinung zu sein: „Nimm das Kind ohne seine Mutter!“ sei die Sendung der heutigen Christenheit, des heutigen katholischen Weltalls. Nimm das Kind ohne seine Mutter! Da und dort hört man ja wohl den Ausdruck: Die Gottesmutter hat ihre Pflicht, ihre Schuldigkeit getan … Wir brauchen heute die Gottesmutter nicht mehr; sie stört ja die zentrale Stellung des Heilandes. Und wenn wir Christen sein wollen, dann müssen wir alle Christusnachfolger sein. Ohne Zweifel, das ist wahr. Aber bei St. Josef war die Sendung eine wesentlich andere. Wir hören das ja, hören das einum das andere Mal, nicht nur: „Nimm das Kind“, sondern: „Nimm das Kind und seine Mutter!“ Unlösliche Zweieinheit!
Appell an uns: Auch wir sollen, wenn wir seine Sendung teilen, – und das tun wir in besonderer Weise unter diesem Gesichtspunkte – dafür sorgen, dass eine unlösliche Zweieinheit besteht, zwischen dem Heiland und der Gottesmutter, dass beide Personen in unlöslicher Zweieinheit unser Herz, unser ganzes Leben beherrschen …
Und abermals: Beim heiligen Josef bestand also die Sendung nicht nur darin, diese Zweieinheit in seinem eigenen Leben zu verwirklichen, beiden Personen den rechten Platz in seinem Herzen einzuräumen; nein, nein, er sollte auch sein Leben dazu benutzen, um diese Überzeugung von der Zweieinheit allen Völkern in irgend einer Weise mitzuteilen.
„Josef, steh auf, nimm das Kind und seine Mutter!“ Also trag es hinaus, trag es hinaus zu den Völkern! Zu welchen Völkern? Zu den heidnischen Völkern! Zu welchen Völkern? Er soll ja wieder zurückkehren in das Land, das er verlassen. Auch hier: „Josef, nimm das Kind und seine Mutter“, und bring es wieder zurück!
Das ist unsere große Aufgabe … die wir niemals vergessen dürfen in einer heutigen, verworrenen und verwirrenden Zeit, verworren und verwirrend in der ganzen Welt. Nicht nur dafür sorgen, dass Christus überall anerkannt wird gegenüber dem Heidentum. Nein, nein: „Nimm das Kind und seine Mutter!“ Hinaus sollen wir Jesus und in heiliger Zweieinheit tragen überallhin, wo wir eine Aufgabe haben …
Noch einmal, die Sendung des heiligen Josef – „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter!“, hinaus zu den Völkern! – das ist meine, unsere Aufgabe, Schönstatts Aufgabe!
(Aus der Predigt von Pater Josef Kentenich am 19.3.1966)